Die mainfränkischen Trockenrasen sind in ihrer Artenzusammensetzung weltweit einmalig. Sie zählen zu den botanischen Hotspots in Deutschland und gehören zu den farbigsten und reichhaltigsten Biotopen. Kein Wunder, dass sie in Fachkreisen höchste Wertschätzung genießen.
In größeren Lücken der Magerrasenvegetation wird dem aufmerksamen Beobachter ein buntes Mosaik aus Flechten nicht entgehen. Toninion caeruleonigricantis ist der schwierige wissenschaftliche Name dieser bunten Gesellschaft. Besonders auffällig sind die gelbe Feuerflechte, die blaugraue Blasenflechte und die rötliche Schuppenflechte.
Die Erdflechtengesellschaft setzt sich aus Feuerflechte, Blasenflechte und Schuppenflechte zusammen.
Flechten sind Lebensgemeinschaften aus Pilzen und Algen. Sie können in leuchtenden Farben auftreten und sind oft in besonderer Weise an extreme Bedingungen angepasst. So können weder Trockenheit, noch Temperaturextreme des kargen Trockenrasens diese Überlebenskünstler beeindrucken. Durch ihre besonderen Fähigkeiten überstehen sie sogar über längere Zeit eine komplette Austrocknung. Sobald sie wieder befeuchtet sind nehmen sie innerhalb weniger Stunden den Stoffwechsel wieder auf.
Diese besonderen Anpassungen sind aber nicht nur von Vorteil. Verändert sich der Lebensraum z.B. durch Aufwuchs von Büschen, werden sie verdrängt und verschwinden. Das gilt nicht nur für die Flechten, sondern auch für andere Spezialisten. Deshalb ist es wichtig, den Lebensraum zu pflegen. Die Grundlage für ein aktuelles Pflegekonzept schuf eine Bestandserfassung in den Landkreisen Main-Spessart und Würzburg. Im Vergleich zu einer Aufnahme aus dem Jahr 1994 wurde ein Rückgang der bunten Erdflechtengesellschaft verzeichnet, die vermutlich mit der Nutzungsaufgabe der Schafbeweidung und damit einhergehender Verbuschung in Zusammenhang steht. Mit den Ergebnissen kann der Landschaftspflegeverband gezielte Pflegemaßnahmen, wie die Wiedereinfühung der Beweidung einsetzen, um den Bestand der Flechten zu fördern.
Auf besondere Weise lernten Kinder die bunte Welt der Flechten kennen: Bei einem Besuch auf den mainfränkische Trockenrasen konnten sie die Schafe bei ihrer Weidepflege beobachten und die bunten UrEinwohnern selbst entdecken. Wie fühlt man sich als Erdflechtengesellschaft? Auch das konnten die Kinder herausfinden. Zurück im Klassenzimmer brachten die Kinder die Flechten mit besonderer künstlerischer Technik auf Papier. Die Kunstwerke wurden mit weitere Informationsbannern in der Schule ausgestellt. Eine künstlerischer Umsetzung der Flechten als umweltpädagogische Methode erarbeiteten sich auch die Natur- und Landschaftsführer.
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