Vor Hunderten von Jahren bildete die Perlmuschel riesige Muschelbänke in unseren Flüssen und bezeugten damit die Reinheit der Gewässer. Heute ist die Perlenfischerei lange eingestellt, dennoch ist die große Süßwassermuschel bei uns in Bayern und in allen anderen Bundesländern akut vom Aussterben bedroht. Ihre komplexe Ökologie und hohen Lebensraumansprüche lassen sie nur in einem intakten und natürlichen Ökosystem überleben. Nur in absolut klaren, kühlen und strukturreichen Bächen kann sie überleben und sich vermehren. Die Larve der Flussperlmuschel ist ein Parasit und lebt mehrere Monate in den Kiemen der Bachforellen, ohne diesen zu schaden. Wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben und Temperatur und das Bachbett geeignet sind, lassen sie sich ins Flussbett fallen und graben sich dort ein. Erst im ausgewachsenen Stadium bildet sich die harte Schale und erst im Alter von 20 Jahre pflanzen sie sich fort.
Kann über 100 Jahre als werden. Braucht die Bachforelle als Wirtstier
Die Geschichte der Flussperlmuschel in Nordostbayern ist eng mit der Geschichte des Menschen verbunden. Denn die Muscheln produzieren ein kostbares und begehrtes Kleinod: die Perle. Ab dem 18. Jahrhundert wurde die Perlenfischerei zwischen Rehau und Schönwald systematisch geregelt, um der wilden Entnahme durch die Bevölkerung einen drastischen Riegel vorzuschieben. Denn nur weniger als vier Prozent der ausgewachsenen Muscheln enthalten tatsächlich Perlen. Seit 1732 war die Perlenfischerei das alleinige Recht des jeweiligen Landesfürsten. Offiziell durften nur amtliche Perlfischer die Perlen ernten, denn sie wussten, wie man die Perle entnimmt, ohne der Muschel zu schaden. Weitgehend alle Perlen flossen über einen Perleninspektor in die Schatzkammern der Markgrafen, Fürsten und Könige in Bayern.
Wenn die Muscheln sprechen könnten, könnten sie uns von ihrer Geschichte und der Geschichte unserer Kulturlandschaft in den letzten Jahrhunderten erzählen - denn sie werden bis zu 130 Jahre alt. Ein weiterer Grund, sie als 'UrEinwohner' zu bezeichnen und ihre Geschichte und Entwicklung zu beleuchten.
Die Landschaftspflegeverbände in Hof und im Naturpark Fichtelgebirge kümmern sich landkreisübergreifend um den Schutz und die Renaturierung des Perlenbachs zwischen Schönwald und Rehau. Dort gibt es nur noch 9 lebende Exemplare der Flussperlmuschel! In einer Broschüre über den Perlbach wurden historische Daten und Erinnerungen von Zeitzeugen aufgearbeitet um den Wandel der Landnutzung, die komplizierten Lebensraumansprüche und die Geschichte der Perlfischerei darzustellen. Die Erkenntnisse sollen zum einen der Entwicklung von geeigneten Landnutzungsformen zum Gewässerschutz dienen und Stolz und Interesse bei der Bevölkerung für ihr ökologisches Kleinod im Perlenbach wecken.
Landschaftspflegeverband Landkreis und Stadt Hof e.V.
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