Deutscher Verband für Landschaftspflege - DVL e.V.
headerimage_overlay

Kriechendes Netzblatt

Goodyera repens

Foto: wikipedia_Mg-k

Foto: wikipedia_Mg-k

Die Art

Kennen Sie das Netzblatt? Wenn Sie jetzt an eine Fußballzeitschrift denken, liegen Sie leider nicht richtig. Das Netzblatt ist eine zarte weißblühende Orchidee. Ihr Name leitet sich von dem kontrastreichen Netzmuster auf ihre Blattoberseiten ab. Das Kriechende Netzblatt vermehrt sich hauptsächlich über oberirdische Sprossausläufer. Die Orchidee ist in Deutschland geschützt.

Ihr Lebensraum sind lichte Kiefernwälder, besonders so genannte Schneeheide-Kiefernwälder, die auf den kalkreichen Schottern der von Alpenflüssen durchzogenen Gletscherablagerungen verbreitet sind.

Lebensraum:
Wald
Größe:
Wuchshöhen von etwa 5 bis 30 cm
Besondere Merkmale:

Das Netzblatt ist die einzige immergrüne heimische Orchidee.

Ökologie:

Einen Lebensraum für das Netzblatt bietet das Natura 2000-Gebiet 'Wiedergeltinger Wäldchen'. Im Mittelalter wurde das Gebiet als Viehweide genutzt und war daher nur schütter bewaldet. Durch die Beweidung entwickelte sich eine sehr artenreiche halboffene Waldlandschaft. Viele seltene Orchideen, wie der Frauenschuh konnten sich dort ansiedeln und eine vielfältige und bunte Tierwelt entwickelte sich. Vor etwa zweihundert Jahren wurde die Allmendweide aufgeteilt, die Beweidung dann Mitte des 20. Jahrhunderts aufgegeben. Der Wald zerfiel in kleine, oft nur eine halbe Baumlänge breite Eigentumsstreifen, auf denen sich dichter Gehölzbestand entwickelte oder mit Fichte aufgeforstet wurde. Dennoch gibt es noch zahlreiche Orchideen, darunter das Netzblatt, weshalb das Wäldchen ein europäisches Schutzgebiet wurde.

Schutzstatus:
Rote Liste Bayern 3; besonders geschützt lt. Artenschutzabkommen

Geschichten aus dem Orchideenwald

Viele seltene Pflanzen und Tiere zeugen von seiner wandelnden Geschichte seit den Eiszeiten. Die Nutzung von Fegsand und Räucherholz sind Beispiele für die Bedeutung des Wäldchens im bäuerlichen Leben. Damit diese lebendige Vergangenheit uns auch für die Zukunft klug berät, richtete der Landschaftspflegeverband Unterallgäu ein Erzählcafé ein. Dort wurden Erlebnisse, Entdeckungen und Geschichten von den Einheimischen aus der, in den Kartenwerken noch 'Viehweid' genannten Landschaft erzählt und dokumentiert. Damit möchte der Landschaftspflegeverband das Bewusstsein für das Wäldchen aufleben lassen und für eine Waldbewirtschaftung werben, die die Lebensbedingungen und den Lebensrhythmus der für unsere Gegend einmaligen Tier- und Pflanzenwelt mit einer nachhaltigen Holznutzung in Einklang bringt.

Der LPV pflegt einzelne Waldparzellen, berät und unterstützt die Gemeinde und andere Waldbesitzer bei der naturverträglichen und orchideenfreundlichen Nutzung und Pflege ihrer Waldparzellen. Die Maßnahmen des LPV werden daran ausgerichtet, in der Krautschicht halbschattige Verhältnisse zu bekommen. Zu dicht stehende Fichten werden geplentert, Kiefern von bedrängenden Fichten befreit. Mit dem Dickichtmesser am Freischneider werden größere Lücken in die Strauchschicht geschnitten. Neben ausreichend Licht brauchen die Orchideen und andere Vertreter der Kalk-Halbtrockenrasen auch günstige Keimungsbedingungen, wofür die in Jahren angehäufte Bodenauflage aus abgestorbenen Pflanzenteilen herausgerecht wird. Damit eine solche Ansammlung gar nicht erst wieder stattfindet, werden die so hergerichteten Lichtungen gemäht, wodurch die verlorengegangene Pflegeleistung des Weideviehs ersetzt wird.

Projektstandort:
Unterallgäu
Kampagnenjahr:
2011

Bildergalerie

Kontakt

Landschaftspflegeverband Unterallgäu e.V.
Fellhornstr. 15a
87719 Mindelheim

Tel: 08261/7590-05
info@lpv-unterallgaeu.de