Wer glaubt, Tulpen gäbe es nur in Amsterdam, wird sich eines Besseren belehren lassen müssen: Die Weinbergstulpe (Tulipa sylvestris) ist eine wilde Tulpe, die es in unserer Landschaft gibt. Besonders häufig kommt sie in den Weinbergen von Castell vor. Sofern der Termin der Herbizidanwendung erst nach dem Verwelken der Tulpenblätter erfolgt, wird man durch einen blütenreichen und farbenprächtigen Frühlingsaspekt belohnt. Das wissen nicht nur die Naturschützer, sondern auch die vielen Spaziergänger und Wanderer zu schätzen. Wenn die Weinbergstulpe in ihrem goldenen Gelb zu Hunderten und Tausenden blüht, ist der Frühling gekommen. Wer das einmal gesehen und den süßen Duft der Tulpe gerochen hat, der vergisst die Tulpen aus Amsterdam und summt stattdessen den Refrain des Unterfrankenlieds "Heimat, liebe Heimat, wie bist du so schön!".
Die Wilde Tulpe ist ein Geophyt, sie überdauert unter der Erde als Zwiebel und gehört zur Familie der Liliengewächse.
Tulpen stammen ursprünglich aus Persien und wurden von dort durch den Menschen als Zierpflanze mitgebracht. Die Weinbergstulpe ist die einzige Tulpenart, die sich auch außerhalb der Gärten behaupten kann. Und das, obwohl sie konkurrenzschwach ist. Sie hat sich jedoch an die Bewirtschaftung unserer Landschaft angepasst. Sie kommt aber nur dort vor, wo Flächen naturverträglich bewirtschaftet werden. Genauso, wie die vielen anderen so genannte 'Hackunkräuter', wie den Ackergelbstern, Traubenhyazinthe, Milchstern und Weinbergslauch, ist sie darauf angewiesen, dass der Boden bearbeitet wird. Das Scharren des Bodens unter den Weinstöcken hilft den Pflanzen, sich gegen konkurrenzstärkere Pflanzen wie Gräser durchzusetzen. Die Wilde Tulpe wächst aber auch auf Halbtrockenrasen.
Der Landschaftspflegeverband Kitzingen setzt sich mit der Weinbergstulpe für den Schutz der Wildkräuter und für eine tulpenfreundliche Bewirtschaftung der Weinberge ein. Der LPV erarbeitete einen Leitfaden für eine tulpenfreundliche Bewirtschaftung der Weinberge. Darüber hinaus wurden in Abstimmung mit den Behörden und Grundstückseigentümern Samen und Zwiebeln der Tulpe wieder auf neue Flächen ausgebracht und die Ergebnisse dokumentiert.
Im idyllischen Ort Castell fand im April die Auftaktveranstaltung zum Projekt statt. Die Casteller Bürger und andere Interessierte konnten das gelbe Blütenmeer im Weinberg am Schlossberg erleben und bekamen Informationen über die Urfränkin und das Projekt. Und einen Erfolg der engagierten Arbeit des Landschaftspflegeverbandes gibt es schon: Das Haus Castell, vertreten durch das Castellsche Domänenamt, möchte die Weinbergstulpe zukünftig auf seinen Flächen am Schlossberg wieder blühen lassen. Also auf, zur Tulpenblüte nach Castell!
Landschaftspflegeverband Kitzingen e.V.
Kaiserstraße 4
97318 Kitzingen
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